.. ich verrate es Euch gleich: ... und gefunden.
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Liebe Maya,
sicherlich wunderst Du Dich über meine Zeilen, aber da mein Herrchen ein begeisterter Leser Deines Blogs ist, verfolge ich regelmässig mit ihm Deine Einträge. Da ich noch nicht so lange bei meinem Herrchen bin, haben wir noch nicht alle Einträge gemeinsam gelesen, aber mir ist schon so, als ob ich Dich seit Ewigkeiten beschnüffeln würde.
Vor allem die Geschichte von Eurem Wirbelwind hat mich fasziniert und in seinen Bann gezogen. Wahrscheinlich weil auch ich aus der Gosse komme und ein echter Strassenköter war. Ja - Du hast schon richtig gelesen, WAR.
Nachdem ich von den Zweibeinern nicht gut behandelt worden bin, streunte ich seit einer Weile durch die Strassen und hielt nach einem geeignetem Herrchen Ausschau. Auch wenn das Strassenleben sehr spannend ist und man tun und lassen kann wozu man grade Lust hat, so begleitet einen die Sehnsucht nach einem gemütlichen Zuhause ohne Unterlass.
Dabei kann man in der Gosse einiges erleben und lernen. In den Mülltüten herumzuwühlen und zu erforschen, was die Zweibeiner so an Leckereien wegwerfen und diese ausserdem noch zu verschlingen, ganz ohne ausgeschimpft zu werden; einen Rudel Freunde zu haben und sie nicht verboten zubekommen, bloss weil sie Flöhe oder anderes Ungeziefer mit sich herumtragen; die aktuellsten Informationen frisch von den Bäumen und Hausecken in Ruhe zu beschnüffeln und zu lesen, ohne ungeduldig weggezogen zu werden; alle feinen Hundedamen aus der Gegend zu beglücken und stolzer Vater von kleinen Mischlingswelpen zu sein... das ist schon ein aufregendes Leben - doch trotz all diesen Freiheiten, fehlt einem die Zuneigung und Liebe eines Zweibeiners und sehnsüchtig schaute ich den stolzen Hunden hinterher, die am Leinenende ein nettes Herrchen oder Frauchen hatten.
Fast hatte ich den Glauben auf ein eigenes Zuhause aufgegeben, ein Herrchen und/oder Frauchen MEIN zunennen. Auf meinen Touren habe ich mir viele Zweibeiner genau angesehen. Fehler sollte man nicht zweimal machen.
Und dann sah ich ihn. MEIN Herrchen. Er hatte mich noch nicht entdeckt und es sollte auch ein paar Tage dauern, bevor ich mich an ihn wenden sollte. Meine innere Stimme sagte mir, dass er MEIN Herrchen ist, doch musste ich ihn noch eine Weile beobachten ob er auch wirklich in Frage kam. Geduldig, still und heimlich analysierte ich aus meinen Versteck MEIN Herrchen, Frauchen und die Nachbarn und war nach einigen Tagen überzeugt, dass ich meine Chance ergreifen musste, bevor mir andere zuvorkamen.
MEIN Herrchen sass alleine auf einer Parkbank und ich ging langsam auf ihn zu. Ich wollte ihn nicht erschrecken, doch wollte ich ihm jetzt auffallen. Unterwürfig steuerte ich direkt auf ihn zu. Er sah mich eine Weile an, schüttelte den Kopf, stand auf und ging in sein Haus. Ich war enttäuscht ihn verschreckt zu haben, aber irgendetwas hielt mich davon ab weiterzutrotten und so wartete ich ab. Und da schlug mein Herz schneller, denn er kam nach wenigen Augenblicken mit ein paar Dingen in der Hand zurück. Neugierig beobachtete ich ihn und als er mir etwas zu fressen hinstellte und einen Napf mit frischen Wasser daneben stellte, wusste ich, das war ab jetzt MEIN Herrchen.
Um einen guten Eindruck zu erwecken, frass ich das Futter -guterzogen wie ich sein kann- gaaaanz langsam. Du kannst Dir denken, meine liebe Maya, dass ich es am liebsten verschlungen hätte -so gross war mein Hunger, doch ich wusste, hier frass ich um mein neues Zuhause.
Als ich meinen Teller blitzblank geschleckt hatte, packte MEIN Herrchen seine Sachen zusammen, und ging zurück zu seinem Haus. Leise trottete ich hinter ihm her. Als er sich an seiner Haustür nach mir umdrehte, legte ich meine Kopf schief, schaute ihn mit riesengrossen Augen an und teilte ihm telepatisch mit, mich doch bei sich aufzunehmen.
Ich konnte gleich sehen, er verstand mich... sehr gutes Zeichen!
Doch vorher musste MEIN Herrchen noch die Zustimmung seiner anderen Mitbewohner einholen. Da war Frauchen und die beiden eleganten Ladies des Hauses. Ich weiss, Ihr mögt sie nicht, jagt sie mit Freude und habt auch schon die ein oder andere stundenlang auf einem Baum hocken lassen, aber mich stören sie nicht, da wir uns auf der Strasse oft gegenseitig geholfen haben, wenn Zweibeiner uns schlecht behandelten.
Diese beiden Ladies kamen heranstolziert, begutachteten mich und gingen mit erhobenen Schwanz vondannen. Jaja, ich hatte schon kapiert, wer das Kommando im Haus hatte. War mir egal, nur ein Zuhause haben, mehr wollte ich ja gar nicht.
Ich wurde mit einem kurzen Nicken von meinem Herrchen hereingebeten und war somit aufgenommen. Frauchen zu überzeugen war schwieriger als die beiden Katzen, aber am Ende konnte MEIN Herrchen sie dann doch umstimmen und somit machten die Beiden mir ein wunderschönen Geschenk: sie schenkten mir ein Zuhause.
Inzwischen habe ich mich sehr gut eingelebt. Ich bin kein konfliktiver Typ, dafür hab ich zu lange auf der Strasse gelebt und zuviel erlebt. Ich verstehe mich gerne mit allen gut und versuche ob Zweibeiner oder Artgenossen dem anderen den Tag zu erheitern. Ich werde von den Damen im Hause akzeptiert, MEIN Herrchen verwöhnt mich mit seiner Zeit, Spielsachen und Mahlzeiten. Auch die Nachbarschaft hat mich in ihr Herz geschlossen. Da ich gerne in Gesellschaft bin und mich mit allen gut vertrage, bekomm ich auch hin und wieder etwas von den Nachbarn zugesteckt. Aber nicht verraten, MEIN Herrchen darf das nicht wissen. Frauchen zieht mir jede Woche ein schickes Halstuch an, inzwischen mein Markenzeichen. Das blaue Halstuch hab ich am liebsten, die Farbe passt einfach perfekt zu meinen Augen, findest Du nicht auch?
MEIN Herrchen und Frauchen müssen sich noch immer an ein paar Eigenarten von mir gewöhnen, aber ich bin sicher, das haben sie bald geschafft. MEIN Herrchen war etwas böse auf mich, als ich ein paar Plastikteile, welche er sich immer in die Ohren steckte, ankaute. Ich versteh gar nicht warum, kam eh kein Ton heraus, noch nichteinmal als ich darauf biss. Mucksmäuschenstill das Teil. Und schmackhaft waren sie auch nicht.
Da ich nun nicht mehr auf der Strasse herumstreune, weil der Garten von einem ausbruchsicheren Zaun umgeben ist , muss ich irgendwie meine Energie loswerden. MEIN Herrchen hat mir einen Knochen eines Dinosauriers besorgt und auch so hab ich noch andere Spielsachen zum knabbern in meiner Hütte verstaut, doch Du weisst ja selbst wie das ist, das Verbotene ist viel reizvoller. Es gibt viele spannende Dinge im Garten die ich gerne anknabber. Und erst die Schuhe von MEINEM Herrchens und Frauchens - ein MUSS. Wenn sie mich schon den ganzen Tag alleine lassen, knabber ich halt ein wenig an ihren Schuhen und probier etwas vom Leder, und somit vermisse ich sie weniger.
So, ich werde dann mal meinen Brief beenden, denn ich kann MEIN Herrchen nach Hause kommen hören und nun muss ich fix meinen Ball suchen, damit er eine Weile mit mir spielt.
Das ist mein liebster Zeitpunkt des Tages. Ich LIEBE Ballspielen und könnte MEIN Herrchen den ganzen Tag damit beschäftigen. Du wirst es nicht glauben, sogar lieber als Fressen. Auch wenn das meine Drittlieblingsbeschäftigung ist, nach den Streicheleinheiteneinholen.
Grüss mir den kleinen Wirbelwind herzlichst und auch Deine Jungs - vielleicht kommen wir mal in den Genuss uns persönlich zu beschnüffeln.
Gruss Charlie
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Ich plädiere dafür, dass jedem einzelnen der Zweibeinern, die unsereins von der Strasse retten und uns regelmässig Futter, Streicheleinheiten, Spiel und Spass geben, ein Monument gebaut wird. Was interesieren alte Krieger die die Schlacht eh verloren haben - nein - Hunderettender Zweibeiner sind die wirklichen Helden.
Schade, dass es nicht genug Zweibeiner gibt, die das machen... zuviele von uns streunen noch auf den Strassen herum.
Dem Hundegott sei Dank, musste ich das nicht am eigenen Leib erfahren. Und die Gefahr, dass Frauchen mich noch aussetzt, weil ich nicht mehr klein und niedlich bin ist auch vorbei, nach acht Sommern sind MEIN Frauchen und ich ein Herz und eine Seele. Ich könnte mir mein Hundeleben nicht ohne MEIN Frauchen vorstellen.
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