Herrchens
alter Herr kam uns in letzter Zeit regelmässig besuchen. Noch vor kurzem stieg
er langsam, aber alleine all die Stufen zu uns hoch. Doch in den letzten Wochen
brauchte er immer mehr Hilfe und diesesmal trug Herrchen ihn -mit Tränen in den
Augen- Huckepack den Berg hinauf.
Diesesmal war
alles anders.
Wir konnten das deutlich spüren.
Der alte Herr hatte in letzter Zeit ziemlich nachgelassen. Nicht nur wegen der Stufen zu uns, sondern er wirkte noch verlorener als sonst – Herrchen war der Meinung, es müsse eine Erkältung
sein, doch wir spürten, dass da mehr war. Wir wussten, dass der alte Herr nur darauf gewartet hatte wieder bei
uns zu sein, um seinen letzten Schritt zu gehen.
Immer mal wieder schaute ich nach ihm. Er sah
mich an, doch blickten seine Augen durch mich hindurch.
Ich wusste, dass er bereit war, zu gehen. Und Zeus und Ulka warteten bereits am anderen Ende auf ihn.
Nur
- wie bring ich das meinem Herrchen bei?
Herrchen
pflegte mit soviel Geduld und Liebe seinen alten Herrn, dass mir ganz warm ums
Herz wurde. Auch wenn der alte Herr kaum noch reagierte, so erzählte er ihm all die Neuigkeiten die es zu erzählen gab.
Frauchen schlug ihm vor dem alten -inzwischen tief schlafenden- Herrn zuzuflüstern , dass er sich
beruhigt auf seinen Weg machen kann. Seine Familie sei versorgt. So könne er sich nach vielen Jahren Trennung endlich wieder seinem Zwillingsbruder und all seine anderen Lieben treffen.
Ich kann bestätigen, dass es Herrchen es zwar nicht leicht fiel, doch flüsterte
er ihm das und noch vieles mehr zu.
Inka, Apollo, Neron, ich und sogar der kleine Wirbelwind bemerkten,
dass der alte Herr sich für seinen letzten Weg bereit machte. Er sprach in Gedanken mit uns und je
näher der Abschied kam, umso mehr fühlten wir, dass wir dem alten Herrn den
Weg vereinfachten mussten. Also stimmten wir immer wieder unser Gejaule an. Es
sollte dem alten Herrn den Weg weisen..
Doch er wollte noch nicht gehen. Er
wollte sich noch verabschieden. Und auch wenn er es nicht in Worten sagte, so spürte Frauchen seinen Wunsch und benachrichtigte Herrchens Familie. Noch am selben Tag fand sich die Familie ein und richteten ihre letzten Worte und Gedanken an ihn.
Für die Zweibeiner war der alte Herr nicht ersichtilich da, aber ich wusste, dass er anwesend war und jedes einzelne Wort hörte und liebevoll auf seine geliebte Familie heruntersah. Er spürte soviel Liebe für seine Frau und Kinder, doch er freute sich inzwischen auf den nächsten Schritt und das Wiedersehen lang vermisster Menschen.
Ich spürte
seinen wachen, aufmerksamen Geist. Er saugte alle Information in sich auf,
blickte und hörte ein letztes Mal seiner Familie zu und speicherte jedes Wort,
um es mit sich zu nehmen.
Nun konnte er den letzten Schritt gehen. Er hatte ein
langes, erfülltes, schönes, abenteuerliches und erfolgreiches Leben hinter sich und als wir
merkten, dass er bereit war - stimmten wir fünf ein letztes Mal unser Jaulen an und
begleiteten ihn durch das helle Licht.
Er starb in
Frieden und die Hülle die später abgeholt wurde, war nicht mehr er. Wir
trösteten Herrchen so gut es ging. Noch immer hat er daran zu knacken, des
alten Herrn Tod nimmt ihn mehr mit als er und wir erwartet hätten, war es doch abzusehen.
Herrchen hatte alles fuer seinen alten Herrn getan, was ein Zweibeiner tun kann. Sein alter
Herr liebt ihn sehr und er hat uns wissen lassen, dass er nun immer auf unser Herrchen
aufpassen wird. Egal ob in den Bergen oder zu Hause, er ist nun sein Schutzengel. Genauso wie sein Zwilling Ricardo über ihn viele Jahre gewacht hat.
Was ich nur nicht verstehe ist, warum der alte Herr nicht zu Zeus in den Garten gelegt wurde? Stattdessen wurde er in einen Holzkasten gelegt und zu so einem grossen Blechkasten getragen und fortgefahren.
Hier bei
uns und Zeus ware er doch viel besser aufgehoben…. Also wenn ich mal soweit bin, möchte neben Zeus
gelegt werden, um in Frauchens Nähe zu bleiben - denn wer weiss wohin dieser Blechkasten einen hinfährt.