Du bist anders als ich – darum ergänzen wir uns so gut. Du bist ähnlich wie ich – darum verstehen wir uns so gut. |
Von jeder ihrer Reisen bringt Frauchen fabelhafte Geschichten von netten Zweibeiner die sie getroffen hat oder von der Lebensweise meiner Artgenossen in diesem Land mit.
So, wie uns jeder Spaziergang im Park bereichert, so bereichern Reisen Frauchens Leben. Sie kommt jedesmal mit einem grossen Sack an Eindrücken zurück, den wir dann gemeinsam verarbeiten. Mein Frauchen liebt es mit Zweibeinern, welche eine andere Sprache sprechen zu kommunizieren und mehr von ihnen zu erfahren. Das Gleiche, was wir mit unseren Artgenossen machen, wenn wir sie im Park treffen. Eine respektvolle Begegnungen auf Augenhöhe mit gegenseitiger Wertschätzung.
Sollte es an der sprachlicher Kommunikation hapern, so helfen Gesichtsausdrücke und Gestiken mit Händen und Füsse, es klappte immer und sobald zweibeiner sich verständigt haben, freuen sich beide Parteien über den Erfolg.
Oft habe ich überlegt, was Frauchen so in die weite Welt zieht und mich (na gut: uns) allein zu Hause lässt. Nach all den Jahren bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Frauchen sich mit den Reisen in Erinnerung ruft, dass sie nicht alles weiss und dass die Welt da draussen geheimnisvoller, grösser und aufregender ist als bisher angenommen. Diese Magie Neues zu entdecken und zu erleben, muss wohl gleich sein mit der Magier ein geheimnisvolles Päckchen in ihrer Welpenzeit auszupacken. Heraus aus dem täglichen Alltag und den Gewohnheiten erinnert Frauchen daran, dass es immernoch viele aussergewöhnliche Dinge in der weiten Welt gibt, die darauf warten entdeckt und bestaunt zu werden.
Doch so eine Reise garantiert nicht bei allen Zweibeinern, dass sie sich dadurch verändern. Wir haben schon Zweibeiner bei uns zu Besuch gehabt, die durch die ganze Welt gereist sind und bei denen allem Anschein nach die Erfahrungen an ihnen abgeprallt sind. Und andererseits habe ich Zweibeiner kennengelernt, die nicht viel herumgekommen sind, aber das wenige, was sie gesehen haben sie verändert hat.
Haben die Zweibeiner in alten Zeiten das Reisen als Bildungsreisen genutzt, so ist das heutzutage eher seltener der Fall. Kommt man doch bereicherter von einem Ort zurück wenn man Land und Leute kennengelernt und mehrere Tage dort verbracht hat, wie wenn man im Sauseschritt verschiedene Orte oder gar Länder abgeklappert hat, nur um schnell ein Bild von sich und einer Sehenswürdigkeit zu schiessen. Beeindruckt man damit andere Zweibeiner mehr?
Die letzte Reise hat Frauchen sehr beeindruckt. Auch wenn sie bereits viel über das Land wusste, so musste sie doch feststellen, dass sie jetzt ganz anders über dieses Land und seine Zweibeiner denkt. Ihr fragt Euch nun, worin genau liegt also Frauchens Glück im Reisen?
Es muss dieser Aha Effekt sein, an einen Ort zu kommen, der schon immer dort war und an dem die Blechkästen seit Ewigkeiten über diese wunderschöne Brücke fahren, der Tempel immer schon täglich die Menschen in sich aufnimmt und wieder ausspuckt und der Verkäufer an der Ecke, der seit tägich seine Erfrischungen anbietet - und man all das nicht kannte und somit nicht wusste, bis man selbst dort steht und alles in sich aufsaugt, mit den Zweibeinern spricht und das pulsieren der Stadt spürt.
Zu wissen, dass das es gestern schon so aussah wie heute und morgen es auch wieder so sein wird und zweibeiner nur ein klitzekleiner Teil davon ist. Das sind Erfahrungen, die den Zweibeinern die Augen öffnen (sollten) . Die aufregend, wunderschöne und spannende Welt dreht sich an jedem Ort weiter, egal ob man da ist, war oder jemals sein wird.
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